Theoretisches Fundament

Begabung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Theoretisches Fundament

Das Konzept der Begabungsförderung an der Franziskus-Schule richtet sich an den aktuellen Erkenntnissen führender internationaler Begabungsforscher aus. In enger Kooperation mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Karl-J. Kluge von der Universität zu Köln werden die Maßnahmen und Instrumente des Konzeptes ständig evaluiert und weiterentwickelt.

Insbesondere die Franziskus-Schule Houverath blickt auf eine langjährige Tradition der Begabungsförderung zurück. Das Besondere an dem Konzept der Franziskus-Schule ist die Einbettung der Begabungsförderung in die Inklusionsagenda. Wir Lehrpersonen der Franziskus-Schule sind überzeugt, dass sich Regelschülern/Regelschülerinnen, Schülern/Schülerinnen mit Beeinträchtigungen beim Lernen und besonders begabten Schülerinnen/Schülern in einem auf ihre individuellen Lernbedürfnisse abgestimmten gemeinsamen Unterricht hervorragende Lernchancen bieten.

Persönlichkeitsentwicklung

Führende Begabungsforscher wie Howard Gardner und Joseph Renzulli leiten aus ihren Forschungsstudien die Gewissheit ab, dass begabte Kinder nicht allein kognitive Förderung benötigen, sondern auch in der Weiterentwicklung ihrer persönlichen Kompetenzen unterstützt werden sollten. Um erfolgreich zu lernen, benötigen Schüler neben fachlichen auch überfachliche Kompetenzen wie Motivation, Anstrengungsbereitschaft, Empathiefähigkeit, soziales Verhalten, Reflexionsfähigkeit und Selbstwirksamkeitserwartung. Innerhalb der Trainingssequenzen des „Erkelenzer Trainingsprogramm der Daseinskompetenzen“ erfahren unsere Schülerinnen und Schüler, dass sie ihr Selbstkonzept durch Erweitern ihrer personalen Kompetenzen beeinflussen können. Auf diese Weise erleben sie ihre Selbstwirksamkeit, was ihnen ein produktives Herangehen an Problemstellungen eröffnet. Sie lernen, ihre Emotionen zu steuern und gelangen dadurch zu einem angemessenen Blick auf das Geschehen und dessen Lösungsmöglichkeiten. Auch in der Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen tun sich die Schüler leichter, da sie in den Trainingssequenzen auch lernen, sachlich und gewaltfrei miteinander zu kommunizieren und Konflikte fair zu lösen.

Insbesondere die nachfolgend kurz skizzierten drei wissenschaftlichen Ansätze der Begabungsförderung dienen dem Konzept der Franziskus-Schule als theoretisches Fundament:

Personorientierte Begabungsförderung

Die „Personorientierte Begabungsförderung“ (Gabriele Weigand/ Victor Müller-Oppliger et al.) stellt das Kind in den Mittelpunkt der Bildungsprozesse und berücksichtigt dessen individuelle Lernausgangslage, seine Interessen, seine Lernbiografie, seinen sozio- kulturellen Hintergrund sowie seine persönlichen Fähigkeiten. Ziel dieser schulischen Fördermaßnahmen ist es, Kinder in gelingende Lern- und Bildungsprozesse zu bringen. In der „Personorientierten Begabungsförderung“ versteht sich der Schüler als produktiver Gestalter seiner Fähigkeitspotenziale. Ihm kommt eine aktive Rolle bei der Entwicklung seiner Begabungen zu. Aufgabe der Lehrperson ist es, anspruchsvolle und anregende Lernumgebungen sowie Zeit und Raum für eigenverantwortliche Problemlösungsprozesse bereitzustellen. Achtsamkeit, Feedback und Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie Teamfähigkeit sind weitere Aspekte einer begabungsförderlich agierenden Lehrperson. In der „Personorientierten Begabungsförderung“ vereint sich der Anspruch des einzelnen Schülers auf Selbstverwirklichung mit seiner Verantwortung für die Gemeinschaft.

Beziehungspädagogik

Gemäß der Studie „Visible Learning“ des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie, gelten Lehrpersonen und deren Unterricht als wesentliche Ursachen für erfolgreiches schulisches Lernen. Insbesondere die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Erziehungswissenschaftler Karl-J. Kluge drückt es kurz und knapp aus: „Ohne Beziehung kein Lernen“. Um diese Beziehung zwischen Schüler/Schülerin und Lehrer/Lehrerin zu stärken, ist es unerlässlich, dass Lehrpersonen eine Haltung des „Caring“ zeigen. „Caring“ bedeutet, sich um den Schüler/die Schülerin zu bemühen, ihm/ihr zu helfen, sich zu entwickeln und sich selbst zu verwirklichen und sich persönlich verantwortlich zu fühlen für das Wohl von anderen. Folgende fünf Aufgabenbereiche übernimmt die Lehrperson, um ihre Beziehung zu dem Schüler/die Schülerin zu stärken:

  1. Wahrnehmen: Die Lehrperson nimmt jeden Schüler individuell wahr.
  2. Verständnis: Die Lehrperson versucht, den Schüler mit seinen Problemen und Anliegen und in seinem Verhalten zu verstehen.
  3. Beobachtung: Die Lehrperson erkennt durch gezieltes Beobachten die Lerneigenschaften und Lernprobleme des Schülers.
  4. Wahrnehmen von Lebensproblemen: Die Lehrperson zeigt sich sensibel für Lebensprobleme des Schülers. Sie bietet, sofern erwünscht, Hilfe an, drängt sich aber nicht auf.
  5. Zukunftsberatung: Die Lehrperson berät den Schüler bei Lernblockaden und zeigt neue Wege und Perspektiven auf.

Integratives Begabungsmodell

In seinem „Integrativen Begabungsmodell“ geht der Erziehungswissenschaftler Christian Fischer davon aus, dass überdurchschnittliche Begabung nicht ohne Weiteres zu Leistung führt, sondern eines förderlichen Zusammenwirkens von Begabung, persönlichen Kompetenzen und Umwelteinflüssen bedarf.

Zu den Umweltmerkmalen zählt er u. a. die schulischen Bedingungen wie Unterrichtsqualität, Stärkenorientierung, Beziehungsqualität, Möglichkeit zu Eigenaktivität und Erfahren von Selbstwirksamkeit. Eine begabungsfreundliche Schulentwicklung richtet ihr Augenmerk deshalb ganz besonders auf die Förderung der Persönlichkeitsfaktoren sowie die Passung der Umweltfaktoren.